vier Phasen des Konfliktverhaltens

Die Entwicklung des Streitverhaltens wird in vier Phasen eingeteilt:

Flucht

Kampf

Kompromiss

Win - Win- Situation


Die erste Phase lässt sich beim Baby wunderbar feststellen, wenn es den Schutz der Mutter (oder des Vaters) sucht, sobald es Unbekanntem begegnet. Manche Babys „fremdeln“ eine Zeitlang. Es ist ganz natürlich, dass sie dann dorthin wollen, wo sie sich wohl und sicher fühlen.

Die zweite Phase beginnt meistens zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr. Auch unser Kind konnte bereits mit einem Jahr den Kopf schütteln und nein sagen, bevor es ja sagen konnte. Mit dem „Nein” drückt ein Kind seine Selbstbestimmung aus. Es setzt Grenzen und will selber entscheiden. Mit dem „Nein“ wehrt es sich gegen die Fremdbestimmung und setzt dabei ein Zeichen: „Stopp, das will ich nicht”. Diese Form von Kampfbereitschaft entspricht der natürlichen Entwicklung des Kindes. Auch im Sandkasten und im Umgang mit anderen Kindern zeigt sich die Phase des Kampfes. Zum Beispiel wenn ein Kind sein Spielzeug verteidigt. Bestimmt kennen Sie auch selbst viele Beispiele aus der Sandkastenzeit. Die Kleinen beginnen sich zu wehren, das eine oder andere Kind wird dabei auch handgreiflich.

Die dritte Phase wird mit dem Spruch aus dem Schweizer Dialekt „de Gschiider git no, de Esel blibt stoh“ (der Gescheitere gibt nach, der Esel bleibt stehen) wunderbar beschrieben. Diese Phase kommt dann zum Zug, wenn keine Einigung entsteht, oder wenn es der einen Partei zu dumm wird, so dass sie nachgibt. Bei den Kindern höre ich dann jeweils: „Also gut, dann nimmst du es eben…“

Die vierte Phase der Konfliktentwicklung ist jene, bei der beide Seiten einen Gewinn haben. Das ist meistens dann der Fall, wenn bewusst und gezielt ein Konfliktlösungsmodell angewendet wird. Immer mit dem Ziel: Wir suchen eine Lösung, die für alle stimmt.

Jede dieser Konfliktstrategien ist sinnvoll und wichtig, es kommt immer auf den Kontext an.

Wenn wir uns also aus verschiedenen Gründen (z.B. weil wir ruhige und folgsame Kinder haben möchten) in einen Streit einmischen und den Kindern ihr natürliches Verhalten unterbinden, dann nehmen wir ihnen die Fähigkeit, ihr Konfliktverhalten zu entwickeln. Das heißt nicht, dass wir uns nicht einmischen dürfen, sondern es heißt, dass wir uns bewusst sein sollen, was wir dem Kind in dieser Situation beibringen wollen – also was es aus unserer Reaktion lernen kann.